von Noëlle Karpf – SZ, 15. Januar 2020

Aron Düringer und Kevin Bewesher zeigen den Prototypen.
© Bruno Kissling

Der Kanton beteiligt sich an einem schweizweiten Pilotprojekt, das unternehmerische Bildung auch an Berufsfachschulen verankern will. Das Projekt soll für die Lernenden ein Art erster Schritt Richtung Karriere als Unternehmer darstellen. Derzeit sind 4 Kantone und 1000 Lernende dabei – am Schluss soll die ganze Schweiz mitmachen.

Bis 2030 werden im Kanton Solothurn rund 30 000 Fachkräfte den Arbeitsmarkt verlassen. Geht man davon aus, dass in einem Unternehmen auf einen Chef 10 Mitarbeitende tätig sind, so würde dies bedeuten, dass in diesem Zeitraum auch 3000 Chefs ihre Tätigkeit niederlegen würden. Dies rechnete Daniel Probst, Direktor der Solothurner Handelskammer, gestern an einer Medienkonferenz in Trimbach vor. Dort wurde ein Pilotprojekt vorgestellt: Dieses will unter anderem das Problem Nachfolgeregelung angehen – und noch mehr.

Man wolle die Berufsbildung «fit halten», erklärte Georg Berger, Direktor des BBZ Oltens. Fit machen will man auch Lernende – und mit dem Projekt Flair für Unternehmertum auch an Berufsfachschulen bringen.

Mit dabei sind die Kantone Solothurn, Bern, Wallis und Tessin. Von Sommer 2018 bis Anfang 2021 führen sie das Projekt «Unternehmerisches Denken und Handeln» durch. In dieser Zeit finden an den Berufsfachschulen der Kantone gleichnamige Module statt. Lernende erhalten theoretische Inputs – und Zeit, eigene Geschäftsideen auszuarbeiten. Diesen Frühling werden sich insgesamt 1000 Lernende in den vier Teilnehmerkantonen damit beschäftigen. Vergangenes Jahr wurden an den beiden Berufsbildungszentren im Kanton knapp 30 Lehrpersonen für das neue Modul geschult.

Ziel des Projekts ist es auch, dass unternehmerische Bildung systematisch an Berufsfachschulen verankert wird. Lernende sollen die gleichen Chancen haben wie Studierende an Hochschulen, wo es bereits Angebote oder Vorlesungen gibt, die junge Menschen auf das Führen eines Unternehmens vorbereiten. So erhoffen sich die Verantwortlichen, dass nach Abschluss des Projekts weitere Kantone das Modul einführen werden. Diese Kantone müssten die Umsetzung allerdings selbst finanzieren. Am aktuellen Pilotprojekt beteiligt sich der Bund zu 60 Prozent. Durchgeführt wird der 1.4 Millionen Franken schwere Pilot vom Berufsbildungszentrum Olten, Uni Fribourg, Uni St. Gallen, PH Zürich und der Solothurner Handelskammer.

Stolz über die Pionierrolle des Kantons äusserte sich Regierungsrat Remo Ankli: Wenn schweizweit 80 000 Lernende pro Jahrgang mit diesen unternehmerischen Grundkompetenzen ausgerüstet werden könnten, «kann die Wirtschaft auf zentrale Kompetenzen ihrer zukünftigen Fachkräfte zählen.» So sollen dank des Moduls Lernende zu Chefs werden – und vielleicht auch zukünftige die Nachfolge von Unternehmen im Kanton übernehmen.