tunsolothurn

von Franz Schaible — az

Die «TunSolothurn», die Erlebnismesse der Solothurner Handelskammer, hat am Montag ihre Tore eröffnet. Bis zum 13. November können Kinder zwischen 7 und 13 Jahren in der Reithalle in Solothurn Technik und Naturwissenschaften hautnah erleben.

«Ja, er hat es gut gemacht.» Nicolas Wyss, angehender Polymechaniker, steht an der Erlebnisschau zu Technik und Naturwissenschaften «TunSolothurn» am Stand von Swiss Precision, dem Verband der Drehteile-Industrie, und führt Regierungsrat Remo Ankli in die Geheimnisse des Bohrens ein.

Präzise bohrt der Erziehungsdirektor nach Anweisungen von Nicolas Wyss vier Löcher in eine kleine Metallplatte. Ankli zeigt sich nach dem hautnahen Kontakt mit der Werkbank sehr erfreut über die in der Solothurner Reithalle aufgebauten Erfinderwerkstatt und Erlebnislabor. «Die Begeisterung der Schülerinnen und Schüler ist direkt spürbar», sagt Ankli am Rande der offiziellen Eröffnung.

Wie zum Beweis tummeln sich bei hohem Lärmpegel unzählige Kinder in der Rythalle und stürmen die Stände von 16 Ausstellern, wo über 30 Experimentierfelder – vom Roboter bauen bis hin zum Taschenlampen löten – auf sie warten. Bislang haben sich rund 1800 Schülerinnen und Schülern aus dem ganzen Kanton zum Besuch angemeldet, wie Daniel Probst, Direktor der organisierenden Solothurner Handelskammer, erklärt. «Insgesamt erwarten wir über 2500 Besucherinnen und Besucher.» Eingeladen seien nämlich nebst Schulklassen auch Kinder mit ihren Eltern, Grosseltern oder Verwandten.

Entdeckungsdrang ist nicht weg

Probst rief in seiner Ansprache die alten Zeiten in Erinnerung, als viele Jugendliche ihr Töffli frisierten, die Fernbedienung des Fernsehers aus «Gwunder» auseinanderschraubten oder sich mit den Experimentierkasten für Elektronik Chemie oder Physik auseinandersetzten. Die Kinder von heute hätten fast keine Möglichkeit mehr, ihre Neugier und ihren Entdeckergeist auszuleben. «Oder versuchen Sie mal, ein iPhone auseinanderzunehmen», sagte er lachend.

Aber es sei überhaupt nicht so, dass der Entdeckungsdrang der Kinder und Jugendlichen nicht mehr da wäre. Das zeige der sich abzeichnende Erfolg der erstmals in Solothurn durchgeführten Erlebnismesse eindrücklich. Sie biete etwas, was heute für Kinder und Jugendliche nicht mehr selbstverständlich sei: den spielerischen Umgang mit Technik und Naturwissenschaften.

Tun steht für Nachwuchsförderung in Technik und Naturwissenschaften. Die Messe wurde von der Stiftung TunSchweiz ins Leben gerufen und wird bereits seit längerem in den Zentren Basel, Zürich und Bern sowie in der Ostschweiz durchgeführt. Aber im Gegensatz dazu finde die Messe in Solothurn nicht im Rahmen einer grossen Publikumsmesse wie etwa der BEA statt, sondern als eigenständige Veranstaltung, so Probst.

Der Grund sei dagegen überall derselbe. «Es braucht hochqualifizierte Fachleute, um den Denk- und Werkplatz Schweiz erhalten zu können.» Die demografische Entwicklung erschwere aber für viele Betriebe die erfolgreiche Rekrutierung von Nachwuchs. Insbesondere im sogenannten MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) würden hochqualifizierte Mitarbeitende künftig noch knapper werden. «Als Industriekanton ist Solothurn überdurchschnittlich davon betroffen», begründet Probst das Engagement in Solothurn. «TunSolothurn» sei Teil der bereits seit 2014 laufenden Fachkräfteinitiative «SO talentiert – Fachkräfte für den Kanton Solothurn».

Weitere «schöne Beispiele» an Initiativen seien die IB Live in Grenchen und Solothurn oder die Berufsinfo-Messe BIM in Olten. Die jetzige Tüftlermesse richte sich an die Primarschule. Denn obwohl sich Jugendliche meist erst ab der 8. Klasse ernsthaft mit der Berufswahl auseinandersetzten, sei es wichtig, sie schon vorher für die erwähnten MINT-Themen zu begeistern. Denn oft setzten sich schonim Kopf der kleinen Schüler und Schülerinnen Interessen, Vorlieben oder gar Traumberufe fest; Vorstellungen, die oft sehr stabil blieben.

Eine Aussage, die Reto Kohli, Verantwortlicher für die berufliche Grundbildung bei der teilnehmenden Grenchner Eta, bestätigt. «Wir wollen den Kindern zeigen, dass es auch anderes gibt als das Büro», sagt er am Rande der Eröffnungsveranstaltung. Es gehe hier aber nicht um die Rekrutierung von Lernenden.

«Beste Voraussetzungen schaffen»

Für Erziehungsdirektor Remo Ankli ist es wichtig, die Kinder auf diesem Wege auf die stetig steigenden Anforderungen im späteren Berufsleben rechtzeitig vorzubereiten. «Damit schaffen wir beste Voraussetzungen, dass die Schulabgängerinnen und Schulabgänger eine anspruchsvolle Berufslehre absolvieren können.» Es gelte, das Interessen an Mathematik, Informatik, Natur und Technik zu wecken. Damit könne dem Fachkräftemangel auf allen Stufen begegnet werden. «Es braucht auch in Zukunft Ingenieure, Programmiererinnen, Physikerinnen und Mathematiker.»

«TunSolothurn» soll keine Eintagesfliege sein. «Die Erlebnismesse soll fester Bestandteil des kantonal-solothurnischen Ausstellungskalenders werden», sagt Handelskammer-Direktor Probst. Konkret arbeite man daraufhin, dass die Messe alle zwei Jahre in Solothurn stattfinden könne.