Im Kanton Solothurn wird in diesen Tagen viel und gerne gelächelt. Der Grund ist nicht unbedingt die grosse Zufriedenheit und Lebensfreude der Menschen, sondern die bevorstehenden Gesamterneuerungswahlen für die Regierung und den Kantonsrat. Da ich selber Kandidat bin, weiss ich aus eigener Erfahrung, wie wichtig Bilder in einer Wahlkampagne sind; sie hinterlassen beim Betrachter starke Eindrücke – in positivem oder negativem Sinn.
Lachen ist gesund, und lächelnde Menschen wirken sympathisch. Noch wichtiger als das Lachen an sich scheint mir die Gabe der Selbstironie zu sein.


Ein Mensch, insbesondere aber ein Politiker, der keine selbstironische Note besitzt, ist zu bedauern. Niemand sollte sich so ernst nehmen müssen, dass er beziehungsweise sie nicht ab und zu über sich selber lachen könnte. So bietet beispielsweise meine Ausbildung als Theologe und meine berufliche Tätigkeit als Parteisekretär öfter mal Gelegenheit für ironische Bemerkungen; die ungewöhnliche und vielleicht auch erklärungsbedürftige Ausbildungs- und Berufskombination bietet sich dafür geradezu an. Es kann nicht schaden, eine einmal eingenommene Haltung kritisch zu beleuchten und seine Meinungen hin und wieder zu relativieren.

Selbstironie ist keine Schwäche, sondern Ausdruck der Fähigkeit, Distanz zu nehmen und die Dinge auch einmal von einer anderen Seite zu betrachten. Nicht zuletzt ist Selbstironie der Hinweis darauf, dass niemand – kein Politiker, keine Partei und kein Verband – sich im Besitz der ganzen und allein gültigen Wahrheit wähnen soll.

Der griechische Philosoph Sokrates hat einmal den Ausspruch getan: «Ich weiss, dass ich nichts weiss.» Für diesen Ausspruch, der von Platon überliefert wurde, ist er berühmt geworden. Für einen Politiker allerdings empfiehlt er sich weniger. Denn von Politikern erwartet man zu Recht Lösungsvorschläge für anstehende Probleme. Das ist ihre Aufgabe; dafür werden sie gewählt.

Doch niemand weiss auf jede Frage die exakte Antwort beziehungsweise für jedes Problem die einzig adäquate Lösung. Vielmehr lebt die Politik vom Wettbewerb der Ideen. Politiker und Parteien müssen Positionen beziehen und diese verteidigen. Die politische Auseinandersetzung lebt von klar formulierten Meinungen der Beteiligten. Dieser Wettbewerb unter den Parteien und ihren Überzeugungen ist einer der zentralen Pfeiler unseres demokratischen Systems.

Und damit wären wir wieder beim Ausgangspunkt dieser Kolumne angelangt: Die Politiker lächeln auf den Plakaten, um ihre Lösungen und ihre Konzepte anzupreisen – das sind die Regeln des politischen Wettbewerbs. Wie in der übrigen Werbung ist auch in der Politik die Verpackung wesentlich für den Verkaufserfolg. Sinnlos wird das Ganze erst dann, wenn es bei der Verpackung bleibt und der Inhalt fehlt. Ein Wahlkampf, der nur noch aus Ästhetik besteht, aus schönen Bildern und wohlformulierten, aber politisch inhaltslosen Sätzen ist nutzlos. Lächeln ja – aber bitte mit Substanz.

Remo Ankli