Regelmässig alle vier Jahre werden in den Gemeinden Männer und Frauen gesucht, die sich für frei werdende Sitze in Räten und Kommissionen zur Verfügung stellen. Im kommenden Jahr ist es wieder so weit: Im Schwarzbubenland sind zahlreiche neue Gemeindepräsidenten, Gemeinderäte und Kommissionsmitglieder zu wählen. Die meisten dieser politischen Funktionen sind Ehrenämter, die mit einer bescheidenen Bezahlung honoriert werden, hier ist sie ein bisschen höher, dort ein wenig tiefer.

Doch steht bei einem Ehrenamt nicht das Entgelt im Vordergrund, sondern der Dienst an der Gesellschaft und der Öffentlichkeit. Man könnte es politische Freiwilligenarbeit nennen, ohne die unser demokratisches Staatswesen, dem der Milizgedanken zugrunde liegt, nicht funktionierte; es würde nämlich schlicht unbezahlbar. Konsequenter- und richtigerweise geniesst die Freiwilligenarbeit – zumindest vordergründig – breite Unterstützung, auch von politisch-offizieller Seite. Die EU hat das Jahr 2011 sogar zum europäischen Jahr der Freiwilligenarbeit erklärt. Der Kanton Solothurn hat sich diesem Gedenkjahr angeschlossen und dem Lotteriefonds 40000 Franken entnommen, um das Freiwilligenengagement zu unterstützen.

Leider sieht die Realität nicht so rosig aus, wie die offizielle Wertschätzung vielleicht vermuten liesse: Es wird immer anspruchsvoller, die sogenannten Ehrenämter zu besetzen. Von dieser Mühe wissen Ortsparteipräsidenten ein bitteres Lied zu singen. Immer mehr Bürgerinnen und Bürger richten sich nach Wilhelm Buschs Reimen aus: «Willst du froh und glücklich leben, lass kein Ehrenamt dir geben. Willst du nicht zu früh ins Grab, lehne jedes Amt gleich ab.» Die zunehmende Belastung am Arbeitsplatz oder vielfältige Freizeitaktivitäten lassen für ein Amt zugunsten der Öffentlichkeit immer weniger Raum.

Doch es gibt auch noch andere Gründe: Entgegen der offiziellen Anerkennung der ehrenamtlichen Tätigkeit ist bei gewissen kantonalen Behörden ein Misstrauen gegenüber der politischen Laienarbeit festzustellen. Oft und gerne spricht man davon, dass die Arbeit «professionalisiert» werden solle, womit im Umkehrschluss unterstellt wird, die Laienbehörden hätten ihre Aufgabe bisher unprofessionell, das heisst mangelhaft, wahrgenommen. Aber nicht immer ist der Ausbau des Expertentums der Weisheit letzter Schluss, bleiben dabei doch oft Augenmass und eine gewisse Erdverbundenheit auf der Strecke.

Und eines ist gewiss: Die Professionalisierung staatlicher Tätigkeiten schlägt mit Sicherheit mit Mehrkosten zu Buche. Es stünde den Verantwortlichen in den kantonalen Verwaltungen gut an, sich die wertvolle Freiwilligenarbeit, die auf Gemeindeebene geleistet wird, zu Nutzen zu machen, damit der Staat bezahlbar bleibt. Und falls sich die Gesetze als zu kompliziert für Laien erweisen, dann sind zuerst diese Gesetze zu ändern, bevor man die Laien ausmustert. In diesem Sinne: ein Hoch auf die Dilettanten!

Remo Ankli